Wertungsspiel beim Landesmusikfest Villingen-Schwenningen

Vom 19. bis 22. Mai fand in Villingen-Schwenningen das Landesmusikfest BW 2006 statt.
In diesem Rahmen stellte sich auch das Blasorchester des Musikverein Wangen e.V. den Wertungsrichtern beim Wertungsspiel in der Oberstufe.
Die Musikerinnen und Musiker hatten sich in den letzten Wochen intensiv auf das Wertungsspiel vorbereitet und so war es selbstredend, dass schon bei der Abfahrt am Samstag um 12 Uhr am katholischen Gemeindehaus ein gewisser Eifer in der Luft lag.
Nach einer knapp zweistündigen Busfahrt kam das Orchester dann in Villingen Schwenningen an. Dort musste man leider feststellen, dass alle Instrumente und natürlich auch das komplette Schlagzeug mehrere hundert Meter zum Einspielraum bzw. zum Franziskaner, wo später das Wertungsspiel stattfand, getragen werden mussten. Der Zustand, dass es nach dieser körperlichen Ertüchtigung bis zum Wertungsspiel immer noch beinahe zwei Stunden waren, ließ doch manchen noch eine Spur nervöser werden.
Große Aufregung herrschte, als plötzlich die kleine Trommel fehlte. Im Durcheinander der auf- und abbauenden Kapellen hatten sich die Schlagzeuger eines anderen Musikvereins wohl in die Wangener Snare Drum verguckt und diese kurzerhand mitgenommen. Die Bläser spielten sich dieses Problems ungeachtet derweilen in einer Seniorenbegegnungsstätte ein. Eine dreiviertel Stunde vor Beginn des Kritikspiels kam Bruno Milder mit der freudigen Nachricht, dass das Versehen von den anderen Musikern bemerkt wurde und die Trommel wieder aufgetaucht sei. Jetzt war also alles komplett und es konnte losgehen. Der Dirigent legte ein Stück zum Einspielen auf und stimmte anschließend die warmen Instrumente ein. Alle waren hoch konzentriert. Die 50 Musikerinnen und Musiker gingen mit ihren Instrumenten um 16 Uhr in strömendem Regen vom Einspielraum zum Franziskaner, dem umfunktionierten Kirchenraum eines alten Klosters. In diesem ehrwürdigen Gemäuer sollte also über Erfolg oder Ernüchterung entschieden werden.
Pünktlich um 16.10 Uhr hob Bruno Milder den Dirigentenstab und die Kapelle präsentierte der Jury und den anderen Zuhörern die beiden Stücke.
Im Selbstwahlstück Les Metamorphoses Espagnoles verarbeitet der Komponist Eugen Zamecnik gekonnt populäre spanische Musik in typischen Strukturen. Das bekannte Buch Ivanhoe von Sir Walter Scott bildet die Grundlage für das gleichnamige Pflichtstück. Bert Appermont setzt die emotionale Spannungslinie und Atmosphäre des Buches in drei Sätzen um. Der erste Satz erzählt das Leben der Ritter. Von der Entscheidung zwischen Liebe und Pflichtbewusstsein handelt der zweite Satz und zum Schluss wird ein Kampf musikalisch eindrucksvoll dargestellt.
Nach der Darbietung wurde natürlich intensiv diskutiert und gemutmaßt. Wie wird wohl die Beurteilung ausfallen, hat sich die Mühe gelohnt? Außer Frage stand, dass die Akustik in der zum Konzerthaus umfunktionierten Kirche einige Schwierigkeiten bereitete, doch damit hatten auch die anderen Kapellen im Franziskaner zu kämpfen. Diejenigen Orchester, die in einem anderen Rahmen spielen konnten, hatten mit diesem Punkt sicher keine oder weniger Probleme.
Gespannt und dennoch erleichtert, die Aufgabe jetzt hinter sich zu haben, verstauten die Wangener ihre Instrumente bei noch immer strömendem Regen wieder im Bus und viele genehmigten sich erst einmal ein Bier oder einen Kaffee, bevor der Bus in Richtung Festzelt abfuhr. Nach wenigen Minuten erreichte man auch das Zelt und die Musikerinnen und Musiker suchten sich einen schönen Platz aus, um hier bei gepflegter Blasmusik auf die Ergebnisse zu warten. Doch die Gemütlichkeit währte nicht lange. Der immer heftiger werdende Sturm rüttelte so stark am Zelt, dass ein Teil einer Seitenwand einfiel und die Kapelle aufhören musste, weil immer wieder die Noten von den Notenständern geblasen wurden. Die Veranstalter schauten sich die kritische Situation noch kurz an und entschlossen sich dann, das Zelt zu evakuieren. Missmutig, aber trotz allem recht zügig, verließen über 3000 Musiker und sonstige Besucher das Zelt und beobachteten dann von draußen bei einer „steifen Brise“ und inzwischen Sonnenschein, wie Polizei, Feuerwehr, THW und das Fernsehen auffuhren. Die Hoffnung, bald weiter feiern zu können, wurde durch die Nachricht, dass die Ergebnisse in der Neuen Tonhalle in Villingen bekannt gegeben werden, bis auf weiteres jäh gedämpft. So machte man sich auf den Weg und nach und nach trudelten auch alle Musiker in der Tonhalle ein, wo ab viertel neun dann die Ergebnisse der Wertungsspiele verlesen wurden.
Der Musikverein Wangen erreichte bei den gehobenen Maßstäben eines Landesmusikfestes in der Kategorie 4 / Oberstufe die Note „sehr gut“! Dirigent und Musiker konnten mit ihrem Ergebnis zufrieden sein! Die Bestätigung der sehr guten Leistung wurde flankiert von der Meldung, dass der Zeltmeister das in der Zwischenzeit reparierte und überprüfte Festzelt ab 21 Uhr wieder freigegeben hatte und so marschierten nun alle zum Zelt zurück. Dort präsentierten die Luftwaffenmusikkorps aus Berlin und Karlsruhe unter dem Motto „50 Jahre Militärmusik“ den inzwischen weit herumgekommenen Gästen Blasmusik auf höchstem Niveau, wenn vielleicht auch nicht so stimmungsvoll, wie es sich mancher gewünscht hätte.
So ließen auch die Besucher aus Wangen an der württemberg-badischen Grenze einen abwechslungsreichen Tag gemütlich ausklingen, bis um Mitternacht der Bus wieder in Richtung Heimat fuhr.
An dieser Stelle gilt es, dem Dirigenten Bruno Milder im Namen aller Musikerinnen und Musiker herzlich für sein erfolgreiches Schaffen zu danken! Er führt auch in seinem zehnten Jahr in Wangen die erfolgreiche musikalische Arbeit des Musikvereins fort, sowohl in der näheren Umgebung, als auch weit über die Kreisgrenzen hinaus.
Besonderer Dank gilt auch den beiden Kapellenvorständen Klaus und Fritz für die gute und reibungslose Organisation und ihre Arbeit das ganze Jahr über!

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